Sie sind nicht wie wir

Knut Reiersrud – „Antropomorfi“

von Frank Becker

Cover-Foto: John Drysdale
Sie sind nicht wie wir
 
… manchmal sind sie besser
 
Der norwegische Gitarrist und Komponist Knut Reiersrud hat sein jüngstes Album der Begegnung von Mensch und Tier gewidmet, ein Zusammentreffen, bei dem der menschliche Teil leider allzu oft nicht besonders rühmlich abschneidet. In acht Kompositionen huldigt Reiersrud Tieren, die als Besucher oder in Käfige gesperrt eine Brücke zwischen Natur und der sogenannten Zivilisation hergestellt haben – einem Bären, einem Elefanten, einer Amsel, einem Walroß, einem Schwan, vor allem aber in drei Fällen Walen, die in seiner Heimat eine besondere Rolle gespielt haben.
In kurzen Texten beschreibt er auf dem Digipack das Schicksal dieser Wesen, die ihn und viele andere berührt haben:
Keiko - Der Killerwal aus dem Film „Free Willy“, der sein Leben aufgrund einer
Lungenentzündung in Nordnorwegen verloren hat.
Freya - Das Walroß, das im Sommer 2022 den Oslofjord besuchte, bis es am 14.
August erschossen wurde.
Rugg - der erste Bär, der in den Bärenpark in Flå kam.
Fuglens Morgensang („Bird's Morning Song“) - Ein Gruß an die Amsel vor Reiersruds Schlafzimmerfenster.
Jangla - Der Elefant des Zirkus Arnardo, der 1980 an einer Kolik starb.
Havnesjefen („The Harbormaster“) - Der Schwan, der im Sommer 2017 in Nord-West-Norwegen „Leben und Wohnen“ machte. Gedreht am 02. August desselben Jahres.
Hvaldimir - Der weiße Wal, der immer wieder den Oslofjord besucht. Wie Keiko ist er in Gefahr, vollständig vom Menschen abhängig zu werden.
Rockehjulet („The Rocking Wheel“) - Die Stelle am Fluß Drammen, an der 1964 ein namenloser riesiger Belugawal auf barbarische Weise mit neun Dynamitstangen getötet wurde.
 
Die Musik, die er ihnen widmet, gediegener Blues-Rock, ist zum Teil dem Thema - wenn man es kennt - angemessen dramatisch, alles in allem aber doch austauschbar, weil instrumental; abgesehen von „Fuglens Morgensang“ mit dem er in einem norwegisch gesungenen Text die Amsel vor seinem Schlafzimmerfenster grüßt. Hier gibt er ein Solo, das an die besten Zeiten von Stevie Ray Vaughan oder Gary Moore anknüpft. Drummer Andreas Bye und Reiersrud an der Gitarre bauen dem Album ein feines dynamisches Gerüst, in das sich David Wallumrød (Keyboard) und Nikolai Hængsle (Bass) geradezu poetisch einflechten.
 
Knut Reiersrud – „Antropomorfi“
© 2024 Jazzland Recordings Norway (CD)
 
Knut Reiersrud (Guitar, Voice on 4) - David Wallumrød (Various Keyboard Instruments) - Nikolai Hængsle (Bass) - Bjørn Holm (Guitar) - Andreas Bye (Drums)
Gäste:
Nils Einar Vinjor (Guitar on „Havldimir“) - Frida Ånnevik (Co-writer on „Fuglens Morgensang“)
 
1. Keiko - 2. Freya - 3. Rugg - 4. Fuglens Morgensang - 5. Jangla - 6. Havnesjefen - 7. Hvaldimir - 8. Rockehjulet
Gesamtzeit:  41:49